Im Rahmen der derzeit laufenden Arbeiten nach der Winterpause zur Wiedereröffnung der Hermannshöhle in Kirchberg am Wechsel wurde durch den Obmann des Hermannshöhlen – Forschungs- und Erhaltungsverein, Herrn Lorenz Mrkos und dem Gatten der Grundstückeigentümerin, Herrn Gernot Feuchtenhofer, festgestellt, dass es in den letzten Tagen oberhalb des Abgangsweges der Hermannshöhle offenbar zu frischen Abplatzungen am Felsen und Steinfall auf den Abgangsweg gekommen ist. Auch der Spalt einer Felsschuppe war größer geworden und diese war akut absturzgefährdet.
Der umgehend verständigte Bürgermeister Dipl.-Ing. Dr. Willibald Fuchs und Amtsleiter Christian Züttl veranlassten nach einem gemeinsamen Lokalaugenschein als Sofortmaßnahme wegen Gefahr in Verzug die Sperre des Weges, ebenso wurden die benachbarten Grundeigentümer über die Gefahr informiert.
Eine Rücksprache mit meinem zuständigen Feuerwehkommandanten, HBl Harald Hollendohner, FF Kirchberg am Wechsel, ergab, dass eine technische Lösung seitens der örtlichen Feuerwehr nicht möglich war.
Da weder der örtliche Bauhof noch die örtliche Feuerwehr in der Lage waren die Gefahrenstelle zu beseitigen, wurde nach Rücksprache und in Abstimmung mit dem Feuerwehrkommandanten seitens des Bürgermeisters die Entscheidung getroffen, den Sonderdienst Sprengdienst anzufordern und um Alarmierung und den Einsatzbefehl zu bitten.
Durch ein E-Mail an die NÖ Landeswarnzentrale um 07. Mai 2021 um 13.30 Uhr wurde die Anforderung des Sonderdienstes Sprengdienst an den Herrn Landesbranddirektor Dietmar Fahrafellner übermittelt und bereits nach 7 Minuten kam das OK und der Einsatzbefehl für den Sonderdienst Sprengdienst für den Folgetag.
Die Alarmierung innerhalb des Zuges Viertel Süd konnte beginnen, Vorbereitungen wie z.B. Besorgung der Spreng- und Zündmittel und vieles mehr waren zu treffen.
Gleichzeitig wurde die Feuerwehr Kirchberg am Wechsel vom bevorstehenden Einsatz des Sonderdienstes Sprengdienst informiert und die Österreichische Höhlenrettung Landesverband Niederösterreich wurde für einen Assistenzeinsatz alarmiert und noch am Abend des 07. Mai 2021 eine gemeinsame Erkundung der Gefahrenstelle durchgeführt.
Als Treff- bzw. Sammelpunkt am Einsatztag wurde der Parkplatz der Hermannshöhle gewählt, nach Eintreffen aller Einsatzkräfte wurde nach der Sicherheitsunterweisung aller Personen der Anmarsch und Materialtransport zur Gefahrenstelle durchgeführt.
Danach wurde die Felsschuppe vermessen, die Bohrpunkte festgelegt und der Sprengstoffbedarf ermittelt.
Dazu folgende Fakten: Die Felsschuppe hatte ein Volumen von etwa 12 m³ und ein Gewicht von etwa 32,4 Tonnen. Aufgrund der Abmessungen wurde festgelegt, 13 Bohrlöcher mit verschiedenen Tiefen zu bohren. Die Gesamtmenge von 2160 Gramm gelatinösem Sprengstoff, wurde entsprechend auf die Bohrlöcher verteilt und die Ladungen jeweils mit einem elektrischen Sprengzünder bestückt.
Die Einteilung der Sprengbefugten in Bohr-, Lade-, Ladungsvorbereitungs- und Zündteam erfolgte durch den Einsatzleiter Sprengdienst.
Die Seilsicherung der Sprengbefugten erfolgte durch die Mitglieder der Österreichischen Höhlenrettung Landesverband Niederösterreich.
Besonderes Augenmerk wurde während all dieser Tätigkeiten auf eventuell nachfallendes Gestein gerichtet und permanent von einem anwesenden Sprengbefugten und einem Höhlenretter beobachtet.
Nachdem alle Arbeiten erledigt waren, wurde um 15.00 Uhr der Gefährdungsbereich der Sprengstelle geräumt und im Anschluss gesperrt. Nach dem ersten Sprengsignal mit dem Signalhorn und der Freigabe durch den Einsatzleiter Sprengdienst wurde nach dem zweiten Sprengsignal die Schießleitung mit der Zündmaschine verbunden und um 15.15 Uhr mit dem Kommando „Feuer“ die Sprengung auf Knopfdruck ausgelöst.
Nach Kontrolle der Sprengstelle konnte das dritte Sprengsignal gegeben werden und das sehr zufriedenstellende Sprengergebnis durch die eingesetzten Kräfte besichtigt werden.
Die Nacharbeiten an der Sprengstelle in Form der händischen Räumung des kleinstückigen Hauwerks wurde von vier Sprengbefugten mühevoll in der Felswand durchgeführt. Ebenso wurden zwei Wurzelstöcke mit einer Traktorselwinde des Grundeigentümers entfernt.
Nach Räumung des Abgangsweges kann die Sperre aufgehoben werden und steht dem geplanten Saisonstart des Führungsbetriebes in der Hermannshöhle nichts mehr im Wege.
Nach Durchführung der Einsatzbesprechung und einem großen und herzlichen Dankeschön an alle eingesetzten Kräfte, konnte der Einsatz um 17.45 Uhr mit „Gut Wehr!“, „Glück Auf!“ und „Glück Tief!“ beendet werden.
Eingesetzte Kräfte:
Sprengdienst Viertel Süd:
Sprenggruppe Süd 5 (Neunkirchen): 7 Mann mit Sprengdienstfahrzeug NK
BI Martin Ertl / FF Trattenbach
OFM Michael Legat / FF Ternitz-Sieding
FT Ing. Roland Schreckeneder / FF Ternitz-Sieding
OBI Markus Tauchner / FF Kirchberg am Wechsel
OLM Karl Tisch / FF Schneebergdörfl
LM Karl Stollwitzer / FF Seebenstein
FT Dipl.-Ing. Martin Wieser FF Küb
Sprenggruppe Süd 4 (Wiener Neustadt):
FT Ing. Hermann Halbweis / FF Maiersdorf
SB Patrick Fiala / FF Maiersdorf
LM Roman Krenn / FF Stollhof
Sprenggruppe Süd 3 (Baden): 1 Mann mit KLF
LM Ing. Gerald Simon / FF Aigen
FF Kirchberg am Wechsel:
2 Mann
Österreichische Höhlenrettung Landesverband NÖ:
10 Höhlenretter mit Einsatzleiter Mag. Georg Gsenger
Marktgemeinde Kirchberg am Wechsel:
Bürgermeister Dipl.-Ing. Dr. Willibald Fuchs
Amtsleiter Christian Züttl
Bauhofleiter Michael Morgenbesser
Polizeiinspektion Kirchberg am Wechsel:
1 Beamter
Grundeigentümer:
Gernot Feuchtenhofer
Einsatzleiter: BI Martin Ertl
Bericht: Einsatzdoku
Link zum Bericht: https://www.einsatzdoku.at/2021/05/10/noe-bez-nk-sprengdiensteinsatz-in-kirchberg-am-wechsel/