Einsatzbericht Sprengungen Kernhof 24.6.2023

Ausgangslage:

Auf Grund eines Unterstützungsansuchens durch das Viertel West zu einer Felssprengung im Raum KERNHOF hat BI Martin Ertl, Kdt Viertel Süd, einige Kameraden alarmiert, die bereits wiederholt Felssprengungen in unserem Einsatzgebiet erfolgreich umgesetzt haben und auch die entsprechende „Geländegängigkeit“ erfüllen. Sieben Mann des Viertels Süd waren also zu dieser Zusammenarbeit angerückt und vor Ort.

Nach dem Eintreffen und Sammeln beim FF Haus KERNHOF wurde die Begrüßung und Einweisung durch den Kdt Viertel West, BI Michael GAIZENAUER, vorgenommen, der Bürgermeister bedankte sich vorab für die rasche und kompetente Unterstützung und die Belehrung zum Verhalten bei und mit Sprengmittel wurde umgesetzt.

Nach kurzer Anfahrt zum Sammelplatz wurde im Fußmarsch die Schadstelle erreicht und die Erkundung wurde vorgenommen.

 

Lagebild Gefährdungen:

Am Wanderweg südwestlich von KERNHOF Richtung Trenk-Wasserfall liegen bereits abgegangene Felsbrocken, die auf die Gefährdung durch das verwitterte und ausgebrochene DOLOMIT Gestein hinwiesen. Der Weg wurde auf Grund dieser Lage durch die Gemeinde gesperrt und es war Ziel, die weiteren Gefährdungen sprengtechnisch aufzulösen.

Die Gesteinsstruktur ist ausschließlich Dolomit aus der Trias. Es ist daher ein harter, aber spröder und in sich sehr verwitterter Lagunenkalk. Ein Sprengen ist daher ausschließlich mit herkömmlichen Sprengstoffen sinnvoll, Nitrozellulose birgt die Gefahr der Wirkungslosigkeit, wenn er wo in Lassen ausbläst und verpufft.

 

Erkundungsergebnis:

Oberhalb des verblockten Wanderweges erkundeten wir das steile Gelände bis ca. 100 m aufwärts, wo erkennbar war, dass das Gelände flacher wurde und keine Risiken mehr gegeben waren. Zu erkennen war die Anbruchstelle der selbständig abgegangenen Felsen. Aus diesem Anriss war keine akute Gefährdung ersichtlich, wobei eine Sicherungssprengung angedacht wurde.

Ca. 5 Meter oberhalb befand sich eine akute Gefährdung durch eine Felsnase (Fels 2), die ca. folgende Dimension aufwies: bis zu 4 m breit x 6 m aufwärts x bis zu 2 m stark. In Summe ca. 25/30 m³ mit ca. 50-60 to

Weitere 40m oberhalb dieser Gefährdung machten wir noch eine Felsnase (Fels 1) aus, die am vorderen Ende einen durch Verwitterung abgerissenen Vorsprung aufwies. Diese Nase war vom Felskörper bereits massiv vertikal getrennt und saß lediglich auf einem Sockel auf. Die Entscheidung fiel daher, auch diesen Fels abzusprengen. Dimension ca. 1,5 m breit x 2,5 m hoch x 1,5 m mächtig. In Summe ca. 5-6 m³, also ca. 12-16 To. 

 

Umsetzung der Sprengungen:

Auf Grund der erkundeten Sprengstellen, die wir dem Einsatzleiter mitteilten, ging es an die Umsetzung.

Um die Eigensicherung zu gewährleisten entschieden wir, die Schadstellen von oben nach unten aufzulösen.

Erste Sprengung (Fels 1) war also die oberste Felsnase. Im steilen Gelände wurde ein Seilsteg zwischen Sprengstelle und Zündstelle eingerichtet und die Versorgung per Kabel für die Bohrung mit der Hilti wurde aufgebaut. Auf Grund des Standes, Lage und Größe des Felsens entschied ich die Sprengung mit zwei Bohrlöchern abzutun. Ein Bohrloch in den Sockel und ein weiteres Bohrloch in das untere Drittel des aufstehenden Felsens, um ihn im Stand zu zerkleinern. Limitiert durch die vorhandenen Bohrer wurden beide bei maximaler Länge mit 80 cm Bohrlochtiefe abgebohrt. Beide Löcher wurden mit je ca. 80 g Austrogel besetzt und mittels Detonex auf Moment gezündet.

 

Mittelbedarf:

Ca. 3 m Detonex, 160 g Austrogel und 1 elektr. Zünder Moment

 

Ergebnis:

Der gewünschte Sprengerfolg stellte sich ein, der definierte Felsteil ging ab und nach einer manuellen Nachreinigung konnte Sicherheit gemeldet werden.

 

Somit konnten wir uns auf den nächsten und mächtigen Teil der Sprengung konzentrieren, den Fels 2.

Zweite Sprengung (Fels 2)

 

Der Fels wies eine witterungsbedingte klare Bruchlinie auf. Bei der sprengtechnischen Umsetzung des Abgleitens und der Limitierung der 80 cm Bohrlochtiefe habe ich mich für folgende Sprenglösung entschieden.

Die bestmögliche Wirkung wird erzielt, wenn der Fels soweit durch Sprengung zerstört und erschüttert wird, dass er an der vorhandenen Störschicht selbständig abgleitet und durch die Sprengung in möglichst kleines Haufwerk geteilt wird.

Erreicht kann diese Wirkung werden, wenn die Sprengung über Millisekundenzündung an der Felsformation von unten nach oben vorgenommen wird. Dabei sollte nahe und parallel an der Bruchschicht die Sprengladung so gesetzt werden, dass die aufliegende Last Streuflugfrei zerrüttet wird, um den Gleitgang in Bewegung zu setzen. Ein mögliches Kopfloch dient zur gleichzeitigen Zerstörung, um diese Last aufzubrechen und zu zerkleinern. Die Felsschuppe ist dabei in selbständige Segmente zu gliedern und diese nach demselben Schema abzusprengen.

Während der Sprengung ist eine sekundäre Zielsetzung, die bestmögliche Zerkleinerung des Gesteins, um das Abrollen samt der damit verbunden Schäden an dem Bewuchs durch große Felsteile zu verhindern.

Bei der Setzung der Ladungen und Mengenberechnung ging ich lt. Empfehlung Holluba vor. Kalk bzw. Dolomit als Weichgestein wird frei mit 50g/m³ besetzt.

Die mit zwei Hilti abgebohrten und definierten 7 Bohrlöcher wurden von den Flanken aus und oben unter Zuhilfenahme von Seiltechnik und Sicherung von oben abgebohrt. Ziel war dabei die Maximalbohrlochtiefe von 80 cm zu setzen, was angesichts der teils frei hängenden Maschinisten herausfordernd war.

 

Mittelbedarf - folgender Besatz wurde umgesetzt:

Stufe 1          2 E-Zünder Li u Re – 2 BL            80 g u. 90 g Austrogel =     170g

Stufe 2          2 E-Zünder Li u Re – 2 BL            125g u 125g Austrogel =    250g

Stufe 3          2 E-Zünder oben – 3 BL               80g, 125g u 90g Austrog = 295g

Summe ca. 15 m Detonex

 

Mitgeschossen wurde im Fels 3 mit Momentzünder eine geballte Ladung, um eine mögliche instabile Formation auszulösen. Bedarf dafür:

Stufe 0          1 E-Zünder                                       425g Austrogel

Ca. 2 m Detonex

 

Die Zündstelle wurde parallel dazu hinter einem ausreichenden Schutz durch eine Felsnase eingerichtet und nach erfolgter Absprache mit dem Einsatzleiter und der vorhandenen Sicherheit wurde der Schuss abgetan.

 

Ergebnis:

Der Fels 2 hat sich perfekt gelöst und ist wie gewünscht abgegangen. Er hat dabei jedoch einen vorher stabilen Felsen aus der unteren Bandformation ausgerissen und in eine instabile Position gelegt, die in einer dritten Sprengung aufzulösen war.

 

Dritte Sprengung (Fels 3)

Diese dritte Sprengung wurde durch den oben genannten Umstand nötig. Da sich zwei ca. 300 kg Steine in und aus dem Felsband so verlegt haben, dass sie zwar stabil aber doch locker aufgebaut zum liegen gekommen sind, wurde mit zwei geballten Ladungen diese Formation aufgelöst.

 

Mittelbedarf:

2 geballte Ladungen mit je 3 Patronen wurden mit Detonex verbunden und so besetzt, dass der obere Fels aus dem Stand geschleudert wurde.

 

1 E-Zünder               3 m Detonex                       je 350g Austrogel =     700 g

 

Ergebnis:

Der obere Fels wurde erfolgreich abgesprengt und der untere Fels in eine solche Lage gebracht, dass er mittels Brechstange aus der Lage gehoben wurde und abging.

 

Somit wurden alle Gefahrenstellen erfolgreich aufgelöst und es konnte Sicherheit gemeldet werden.

 

Fazit:

Der Sprengeinsatz wurde dank der kompetenten Seilsicherung und der Erfahrung und Kompetenz aller Teilnehmenden unfallfrei mit einem positiven Sprengergebnis umgesetzt.

Die Sprengtechnik hat in allen Sprengungen auf Anhieb ein gewünschtes und erfolgreiches Ergebnis geliefert.

Die Kameradschaft hat bestens funktioniert und es kann in dieser oder ähnlichen Zusammensetzung wieder ein Einsatz kommen, um ihn mit Bedacht, Verstand um mit dem nötigen Respekt vor der Arbeit mit Sprengstoffen sicher auszuführen und erfolgreich zu beenden.

 

Teilnehmer aus dem Viertel Süd:

BI Martin ERTL

LM Gerald SIMON

FT Roland SCHRECKENEDER

HLM Michael ZEHETNER

LM Karl TISCH

EHBM Roman TOMAS

HFM Helmut Pichler

 

Lessons Learned:

Da der Ablauf und die Zusammenarbeit sowie Unterstützungen aus meiner Sicht perfekt gelaufen sind, gibt es keine wesentlichen Verbesserungsvorschläge.

Ideal wäre vielleicht ein Bohrgestänge mit 1,2 m gewesen, was wir vielleicht berücksichtigen könnten.

Wichtig wäre auch, die eingesetzten Bohrer umgehend zum Schleifen zu bringen!

 

 

Es war mir eine Freude, mit diesem Team die Sprengungen erfolgreich umsetzen zu dürfen.

 

Aigen am 25.06.2023

LM Gerald Simon