Erfolgreicher Einsatz des Sonderdienstes Sprengdienst in Muggendorf

Ein aktueller Felssturz auf der L4058 war der Grund des kurzfristigen Einsatzes des Sonderdienstes Sprengdienst Viertel Süd des NÖ Landesfeuerwehrverbandes am 28. August in Muggendorf. Nach anstrengenden Vorbereitungsarbeiten in der Felswand, bei der die notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen durchgeführt wurden, konnte schlussendlich die Sprengung erfolgreich durchgeführt werden.
EINSATZBERICHT 28.08.2023
Aufgrund der tagesaktuellen Meldung des Streckendienstes war auf der L4058 bei Straßenkilometer 2,9 in Muggendorf Felsmaterial abgegangen und die Felsbrocken lagen hinter Betonleitwänden. Der größte Brocken davon hatte ca. 3 m². Da aber an der Absturzstelle in der Felswand ein Wurzelstock und mehrere lockere Felsstücke vorhanden waren und die Gefahr bestand, dass nachstürzendes Gestein über die bereits liegenden Felsbrocken auf die Fahrbahn der L4058 rollen könnten, bzw. über die Fahrbahn auf den darunterliegenden Wanderweg der Myrafälle stürzen könnte, musste diese drohende Gefahr unmittelbar beseitigt werden.

 

Da die Straßenmeisterei Gutenstein weder über erforderliche Spezialisten noch entsprechende Sprengausrüstung verfügt, wurde entschieden, zur Sicherheit der Straßenbenützer bzw. der Wanderer und zur raschen Entschärfung dieser Situation wegen Gefahr in Verzug den Sonderdienst Sprengdienst des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes anzufordern.

Durch ein E-Mail des Straßenmeisters an die NÖ Landeswarnzentrale am Morgen des 28. August 2023 wurde diese Anforderung an das Landesfeuerwehrkommando übermittelt und danach der Einsatzbefehl für den Sonderdienst Sprengdienst Viertel Süd erteilt.

Die Alarmierung des Zuges Viertel Süd wurde per WhatsApp-Gruppe, SMS und Telefonaten durchgeführt und die Vorbereitungen wie z.B. Besorgung der Spreng1 und Zündmittel und vieles mehr wurden durchgeführt. Als Treff- bzw. Sammelpunkt wurde der Parkplatz beim Gasthaus Lindenhof in der Muggendorferstraße vereinbart, nachdem alle Einsatzkräfte eingetroffen waren, wurde nach der Sicherheitsunterweisung der anwesenden Personen der Anmarsch zur Gefahrenstelle durchgeführt.

Die abgestürzten Felsbrocken wurden vermessen, es erfolgte die Festlegung der fünf Bohrpunkte und die Ermittlung des Sprengstoffbedarfs. Ebenso wurde die Felswand (volle Seillänge 50 m) nach Errichtung eines Sicherungsstandes von 2 Mitgliedern auf loses Material abgelautet und die abzusprengende Wurzel und lockeren Felsstücke begutachtet und die Ladungsart und Mengen festgelegt.

Dazu folgende Fakten: Da die Felsbrocken zerklüftet waren, wurden die Bohrlöcher mit 40 Gramm Sprengschnur auf die vollen Bohrlochlängen geladen (insgesamt 4,25 lfm Sprengschnur 40g somit 0,17 kg). Der in der Felswand befindliche Wurzelstock und die dazwischen befindlichen lockeren Felsstücke wurden mit 2 geballten Ladungen à 0,5 kg (somit gesamt 1 kg gelatinöser Sprengstoff) in Hohlräume geladen. Jedes Bohrloch bzw. die beiden geballten Ladungen wurden mit elektrischen Momentzündern bestückt (insgesamt 7 Stück).

Bereits während der Bohrarbeiten wurde die Schießleitung zum sicheren Zündstand ausgelegt, routinemäßig die Zündmaschine überprüft und für in Ordnung befunden. Besonderes Augenmerk wurde während all dieser Tätigkeiten auf eventuell nachfallendes Gestein gerichtet und permanent von einem anwesenden Sprengbefugten beobachtet.

Im zweiten Kletterdurchgang wurden die Ladungen in der Felswand angebracht und mit Vlies abgedeckt. Dann wurden die 5 Ladungen in die abgestürzten Felsbrocken eingebracht, mit Sand besetzt, die Zünderdrähte verbunden und nach allen Kontrollen und Routinemessungen der Gefährdungsbereich im 300 m Radius um die Sprengstelle geräumt.

Nach dem ersten Sprengsignal mit dem Signalhorn und der Freigabe durch den Einsatzleiter Sprengdienst wurde nach dem zweiten Sprengsignal die Schießleitung mit der Zündmaschine verbunden und mit dem Kommando „Feuer“ die Sprengung auf Knopfdruck ausgelöst.

Nach Kontrolle der Sprengstelle konnte das dritte Sprengsignal gegeben werden und das sehr zufriedenstellende Sprengergebnis durch die eingesetzten Kräfte besichtigt werden. Die Nacharbeiten an der Sprengstelle in der Felswand wurden im dritten Kletterdurchgang mit Beräumung der verbliebenen Wurzel- und Felsstücke vom 2-er Kletterteam durchgeführt, die Reinigung der Straße erfolgte durch die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Gutenstein.

Der Wanderweg unter der Sprengstelle wurde durch zwei Sprengbefugte abgesichert, die kurzfristigen Straßensperren erfolgten durch die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Gutenstein.

Nach Durchführung der Einsatzbesprechung und einem großen und herzlichen Dankeschön an alle eingesetzten Kräfte, konnte der Einsatz mit „Gut Wehr!“ und „Glück Auf!“ beendet werden.

Eingesetzte Kräfte Sprengdienst Viertel Süd:
Sprenggruppe Süd 5 (Neunkirchen):
BI Martin Ertl / FF Trattenbach, FT Ing. Roland Schreckeneder / FF Ternitz-Sieding, OBI Markus Tauchner / FF Kirchberg am Wechsel, Sprengdienstfahrzeug NK

Sprenggruppe Süd 4 (Wiener Neustadt):
FT Andreas Fenz / FF Frohsdorf, ABI Ing. Hermann Halbweis / FF Maiersdorf, BI Andreas Postl / FF Waidmannsfeld-Miesenbach, HLM Michael Zehetner/ FF Wopfing, HFM Elisabeth Schwarz / FF Zillingdorf-Markt

Sprenggruppe Süd 3 (Baden):
LM Ing. Gerald Simon / FF Aigen, EHBM Roman Tomas / FF St.Veit

Sprenggruppe Süd 2 (Mödling):
OFM Denise Leitgeb / FF Gaaden, Seiltechnikausbilder Thomas Stippl

Einsatzleiter Sprengdienst:
BI Martin Ertl

Bericht: BI Martin Ertl - Zugskommandant SÜD Sprengdienst NÖLFV
Fotos: Mitglieder Sprengdienstgruppe SÜD